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  • 14. November 2017

Warum Datenkompetenz in den Redaktionen so wichtig ist

Datenkompetenz hilft Journalisten dabei, Informationen einzuordnen, neue Quellen zu nutzen und objektiver über das Weltgeschehen zu berichten.

In unserer heutigen Informationsgesellschaft ist Datenkompetenz, oder Data Literacy, wichtiger denn je. Unterstützt wird diese Notwendigkeit durch die stetig steigende Zahl der Datenquellen und das zunehmende Interesse des Publikums an sachlicher und objektiver Berichterstattung. Zudem ist Datenkompetenz eine wichtige Fähigkeit, um technologische Trends und ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu bewerten.

Datenkompetenz spielt eine entscheidende Rolle bei der Überprüfung und Verwendung von Daten als Informationsquelle und bei der verständlichen Darstellung von Informationen. Journalisten mit diesen Fähigkeiten sind in deutschen Redaktionen jedoch eher selten. Bedauerlicherweise gibt es eine große Überschneidung zwischen Journalisten und Menschen, die sagen „Mathe habe ich noch nie verstanden.“

Kritisches Denken statt Mathe

In den meisten Fällen braucht es jedoch keine großen Mathefähigkeiten, um Daten kritisch bewerten zu können. Häufig genügt es, die Grundrechenarten und ein paar einfache statistische Konzepte, zum Beispiel den Mittelwerte, zu kennen. Noch viel wichtiger jedoch sind ein gesunder Menschenverstand und eine kritische Grundhaltung: beides Fähigkeiten, von denen die meisten Journalisten mehr als genug mitbringen.

Hier sind sechs grundlegende Datenfähigkeiten, die jeder Journalist lernen sollten:

  • Kritische Analyse: Die Fähigkeit, Daten, Statistiken und Studienergebnisse kritisch zu hinterfragen und zu bewerten, um sicherzustellen, dass diese valide und zuverlässig sind.
  • Statistik: Ein grundlegendes Verständnis für statistische Methoden und deren Anwendung ist wichtig, um Schlussfolgerungen aus Daten zu ziehen und etwaige Fehler in der Methodik zu erkennen.
  • Kontextualisierung: Lernen Daten im Kontext zu betrachten, um ihre Bedeutung und ihren Einfluss richtig zu bewerten. Eine zentral Frage dabei ist: Warum wurden die Daten erhoben?
  • Vergleichbarkeit: Die Fähigkeit, Daten und Statistiken mit anderen Quellen und Studien zu vergleichen, hilft bei der Überprüfung der Aussagekraft und Richtigkeit der Daten.
  • Datenquellen: Ein Verständnis für die Art und Weise, wie Daten gesammelt und verarbeitet werden, hilft bei der Bewertung der Zuverlässigkeit und Validität von Statistiken und Studienergebnissen.

Der Anspruch dabei ist nicht, dass jeder Journalist zum Datenexperten ausgebildet werden muss. Trotzdem lohnt es sich zumindest die Grundlagen der Arbeit mit Daten zu erlernen. Das beinhaltet auch die Arbeit mit einfachen Datenwerkzeugen, wie Excel oder Datawrapper für die Datenvisualisierung, oder das Kennenlernen der wichtigsten Datenbanken, wie das Online-Angebot des statistischen Bundesamts.

Zusammenarbeit mit Experten fördern

Gerade beim Interpretieren von wissenschaftlichen Studien ist es sehr wertvoll, ein paar statistische Konzepte verstanden zu haben. Was ist die Grundgesamtheit? Was ist ein Sample? Was ist der Median? Was ist ein Konfidenzintervall? Studien können interessante Einblick in die Forschung bieten und die Grundlage für spannende Artikel oder Beiträge schaffen. Für diese Übersetzungsarbeit zwischen Wissenschaft und Publikum benötigt es jedoch Datenkompetenz.

Ein grundlegendes Verständnis von Daten hilft Journalisten auch im Gespräch mit Wissenschaftlern oder Datenexperten, wenn es darum geht, einen Datensatz oder eine Studie besser zu verstehen. Auch Datenjournalisten können eine wichtige Rolle bei der Förderung von Datenkompetenz in der Redaktion spielen. Sie können ihre Fähigkeiten und ihr Wissen nutzen, um Kollegen zu schulen und dabei helfen, schwierige Datenprobleme zu lösen.

Technische Zusammenhänge verstehen

Der Begriff Daten wird häufig auch in einem eher technischen Kontext verwendet. Jeder dürfte schon mal die Begriffe Datenschnittstelle, Datenschutz oder Datenleck gehört haben. Zu verstehen, wie Daten technisch verarbeitet werden, ist mittlerweile genauso wichtig wie das Auswerten von Daten. Damit Journalisten kritisch über technologische Trends und ihren Einfluss auf die Gesellschaft berichten können, lohnt es sich, ein paar technische Grundbegriff zur Datenverarbeitung zu lernen.

Loslegen

Doch wo anfangen? Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige gute Online-Kurse, um sich die Grundlagen der Arbeit mit Daten selbst beizubringen. Außerdem bieten viele Journalistenschulen und Akademien ein- bis zweitägige Kurse zum Thema an. Häufig laufen diese Kurse unter dem Begriff „Datenjournalismus". Einfach mal ausprobieren lohnt sich, auch wenn man nicht die Absicht hat, direkt in den Datenjournalismus zu wechseln.

Online-Kurse zum Thema Datenjournalismus:

Zum Thema Statistik haben ich auch einen Vortrag Lügen mit Statistik und wie man sie aufdeckt gehalten.