Zunächst einmal: Perfekte Datenjournalist:innen sind auch perfekte Journalist:innen. Du recherchierst, berichtest und redigierst wie sonst niemand. Deine Herangehensweise an Geschichten ist nicht nur datengetrieben, sondern auch storygetrieben. Du verbringst Nächte und Wochenenden damit, Ordner und Dokumente zu durchforsten, um eine gute Spur für deine Geschichte zu finden. Deine geheime Macht sind Informationsfreiheits-Anfragen. Schreiben, Filmen, Aufnehmen ist deine Domäne. Egal ob es sich um einen Nachrichtenbericht, ein großes Feature oder einen Meinungsartikel handelt, deine Geschichten sind tiefgründig und gut ausgearbeitet für jede mögliche Plattform und jedes Publikum.
Du bist eine starke Führungsperson und Manager:in
Wie bitte? Ja, perfekte Datenjournalist:innen im 21. Jahrhundert müssen auch eine kleine Armee von Journalist:innen, Designer:innen und Entwickler:innen managen, die leider nicht all die großartigen Fähigkeiten beherrschen, die du hast. Du planst, du organisierst, du überzeugst und du vermittelst. Und weil du mindestens fünf Sprachen fließend sprichst, bist du auch Expert:in darin, internationale Kooperationen zu jonglieren und ein weltweites Netzwerk von Journalist:innen zu koordinieren. Trotzdem verlierst du bei all den Dingen, die du im Auge behalten musst, nie den Fokus auf das große Ganze: Die Herstellung eines umfassenden und ansprechenden Produkts.
Du bist preisgekrönte:r Designer:in
Wenn dein zweiter Vorname Kerning ist und deine linke Hand permanent an einem Zeichentablett klebt, bist du wie geschaffen für diesen Job. Die Jobbeschreibung beinhaltet: Datenvisualisierung, Interaktionsdesign, Prototyping und Skizzieren. Außerdem solltest du tadellose Video- und Animationsfähigkeiten haben (das schließt 3D, Virtual Reality und Augmented Reality ein). Aber seien wir mal ehrlich: Das Wichtigste, was du wissen musst, ist, wie man Karten erstellt. Viele Karten. Denn Redakteur:innen lieben sie. Deshalb musst du auch ein Kartograph sein. Choroplethen, Gitternetze und Bathymetrie sind dir nicht fremd und du weißt, was eine gute Karte ausmacht.
Du bist ein:e Rockstar-Entwickler:in und Daten-Ninja
Python, JavaScript und Ruby sind deine Muttersprachen. Ob Backend oder Frontend, du lässt die Codezeilen fallen wie sonst niemand. Deine Aufgaben sind das Sammeln von Daten, das Bauen von atemberaubenden Webanwendungen und das Reparieren des Bürofaxgerätes. Dabei hast du keine Ahnung, wozu es eigentlich gut ist. Aber nicht alles dreht sich um die Optimierung der Ladegeschwindigkeit, manchmal musst du auch mit Daten hantieren. Statistische Analysen sind dein Brot und Butter. Und weißt du was? Deshalb musst du, zusätzlich zu allem anderen, erstklassig:er Data Scientist:in sein. Du rollst das R wie ein Pirat und deine Hochzeitseinladungen werden von einem Machine Learning Algorithmus aus den Lieblingssongs deiner Freunde auf Spotify generiert. Deine Leidenschaft: Lineare Regression.
Du bist Mathematiker:in, Geograph:in, Sozialwissenschaftler:in, Stadtplaner:in, Krankenpfleger:in, Polizist:in und Trickbetrüger:in
Bevorzugt bist du unter 30, hast aber mindestens 50 Jahre Berufserfahrung. Du bist bereit, Überstunden und Wochenenden zu machen. An deinen freien Tagen besuchst du jede Konferenz, jeden Hackathon und jedes Meetup auf deinem Kontinent. Natürlich bezahlst du die Tickets und Reisen selbst. Datenjournalismus zu betreiben ist der einzige Zweck deiner Existenz.
Herzlichen Glückwunsch! Wenn du all diese Anforderungen erfüllst, gehörst du zu den perfekten Datenjournalist:innen. Wenn nicht, gibt es offenbar einige Verrückte, die sich auf eine dieser Fähigkeiten spezialisieren und in Teams arbeiten. Aber wer will das schon machen?
Habe ich etwas vergessen? Bitte lass es mich wissen!
Dieser Artikel ist zuerst im Journocode Blog erschienen.