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  • 4. Oktober 2015

Mobile Ads und die Geschwindigkeit deutscher Nachrichtenseiten

Mobile Ads sind schlecht für die Performance von mobilen Webseiten. Welche deutsche Nachrichtenseite ist am schnellsten und wo lohnt sich ein Adblocker?

Die New York Times hat letzthin einen spannenden Artikel „The Cost of Mobile Ads on 50 News Websites" veröffentlicht. Darin haben die Redakteure gezeigt, dass mehr als die Hälfte aller mobil übertragenen Daten durch Werbung verursacht wird. Der Verbrauch mobiler Daten wiederum verursacht unmittelbare Kosten für den Leser. So kostet ein Aufruf von CNN.com ungefähr 0,14 US$. Verständlich, dass immer mehr Nutzer einen AdBlocker verwenden. Die Untersuchung der New York Times beschränkte sich jedoch nur auf US-amerikanischen Nachrichtenseiten. Doch wie sehr beeinflusst Werbung das Mobilangebot deutscher Nachrichtenseiten? Ein Überblick über die schnellsten Seiten und die größten Datenschleudern:

Die Ladezeiten der Mobilseiten variiert von schnellen 3,2 Sekunden (Bild.de) bis hin zu inakzeptablen 16,5 Sekunden (Hamburger Abendblatt). Vor allem Stern.de wird durch die mobile Werbung ganz schön ausgebremst. Durchschnittlich steigen die Ladezeiten durch Mobile Ads um rund 25%.

Bei der Menge der übertragenen Daten zeigt sich das gleiche Bild: Etwa 25% der übertragenen Daten sind Werbung. Dies liegt vor allem daran, dass die Ladezeit maßgeblich von der übertragenen Datenmenge abhängt. Eine Ausnahme bildet die Münchner tz, wo die Werbung konsequent asynchron geladen wird. Die Inhalte sind schon da, während die Werbung im Hintergrund lädt. Bei anderen Seiten werden oftmals nur Teile der Werbung asynchron geladen.

Insgesamt zeigt sich jedoch, dass im Vergleich zu den USA, Mobile Ads noch keine große Rolle spielen. Die Ladenzeit hängt in erster Line von Anzahl und Größe der redaktionellen Inhalte ab. Insbesondere Startseiten mit vielen Bildern haben eine schlechte Ladezeit. Trotzdem sind Mobile Ads ein Wachstumsmarkt. Wenn in Zukunft der Anteil mobiler Werbung steigt, wird das auch die AdBlocker-Industrie beflügeln. Vor allem, nach dem Apple in seinem AppStore nun auch AdBlocker erlaubt.

Methodik: Die Zahlen sind natürlich nicht repräsentativ, sonder eher ein erster Eindruck. Die Daten habe ich an zwei Tagen mit dem PhantomJS-Framework Phantomas erhoben. Dabei wurde jede Seite zwanzig mal zu verschiedenen Zeitpunkten angefragt. Zehn mal ohne AdBlocker und zehn Mal mit AdBlocker. Zum Blocken der Ads habe ich die Filterlisten AdBlockEasyList und EasyList Germany verwendet. Für meinen Test habe ich mich als iPhone 6 ausgegeben und eine Verbindungsgeschwindigkeit von 2 Mbps simuliert. Das ist irgendwo zwischen schlechtem LTE und gutem 3G. Am Ende habe ich alle Werte noch mal mit Hilfe der Google Chrome DevTools überprüft und keine großen Abweichungen festgestellt. Die Zeitmessung für das Laden der Daten wird mit Beginn der Datenübertragung gestartet und endet mit dem load-Event.

Alle erhobenen Daten und Auswertungen stelle ich in diesem Google Spreadsheet zur Verfügung.